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Synagoge Kobersdorf

„Wir haben mit der Sanierung der Synagoge Kobersorf ein Zeichen gesetzt“ – Interview mit LIB-Projektleiter Schermann und Architekt Mayerhofer

Jüdische Kultur wird wieder sichtbar, sichtbar durch die Sanierung der Synagoge Kobersdorf. Unter Denkmalschutz stehend und dem Verfall preisgegeben, hat das Land die desolate Synagoge erworben und die Landesimmobiliengesellschaft Burgenland (LIB) mit der Generalsanierung mit dem Ziel, die Synagoge in der Fassung von 1860 auferstehen zu lassen, beauftragt. In detektivischer Recherchearbeit gleich einem Archäologen hat Architekt Anton Mayerhofer nach alten Fotos gesucht, sich in die Bedeutung jüdischer Symbolik und Farben eingelesen und diese in seine Arbeit einfließen lassen. Herausgekommen ist wahrlich ein Kulturjuwel der Extraklasse, das Ende April eröffnet wurde.

Der damit betraute Architekt Anton Mayerhofer und LIB-Projektleiter Bernd Schermann erzählen von den Herausforderungen bei der Sanierung alter Kulturdenkmäler.

Herr Architekt Mayerhofer, Sie wurden von der Landesimmobilien Burgenland (LIB) mit der Sanierung der Synagoge Kobersdorf, einem dem Verfall preisgegebenen Objekt jüdischer Kultur, beauftragt. Mit welchen Herausforderungen wurden Sie konfrontiert?

Mayerhofer: Es war und ist eine Herausforderung wie bei jeder anderen Sanierung alter Kulturdenkmäler. Viele Elemente mussten rekonstruiert werden. Denn vieles war nur mehr in Fragmenten vorhanden, wie z.B. Türen. Anhand von alten Fotos konnte ich sehen, wie diese ausgesehen haben und habe sie dann nachgebaut. Oder ich habe mir Anleitung beim Erbauer der Synagoge, Ludwig Förster, geholt, in dem ich seine Bauwerke studiert habe. Meine Arbeit kann man am besten mit jenen eines Archäologen vergleichen.

Mit welcher Zielsetzung sind Sie an die Sanierung herangegangen?
Mayerhofer
: Wir wollten die Fassung von 1860 auferstehen lassen. Dazu waren eben diese detektivischen Recherchearbeiten erforderlich.
Die Themenvorgabe war, ein Mahnmal zu schaffen. Das ist uns, glaube ich, auch gelungen, indem wir alte, verfallene Teile der Synagoge so belassen haben, wie wir sie vorgefunden haben. Damit möchten wir die Besucher wachrütteln und aufzeigen, mit welchen Barbaren wir es zu tun haben, die alles herausgerissen, zerstört haben, Bücher verbrannt, Gebäude abgefackelt und dann Menschen ermordet haben. Absichtlich haben wir den Bereich des Thoraschrankes, der ja gestohlen wurde, so belassen.

Herr Schermann, wie haben die Sanierungsarbeiten aus bautechnischer Sicht ausgesehen?

Schermann: Oberste Prämisse war die Trockenlegung des Gebäudes als Ganzes. Dazu musste erst einmal das Dach dichtgemacht werden, damit kein weiteres Wasser mehr in die Gemäuer eindringen konnte. Man muss sich vorstellen, dass jahrelang, ja sogar jahrzehntelang bei jedem Regen Wasser eingetreten ist. Wir hatten und haben eine große Kernfeuchte in dem Gebäude. Bei der Sanierung spielte Zeit eine wesentliche Rolle. Anlässlich 100 Jahre Burgenland sollte die umfassende Sanierung fertiggestellt sein. Ein Gebäude mit einer derartigen Kernfeuchte sollte im Normalfall zwei bis drei Jahre durchlüften können.

Wir haben Opferputze aufgetragen, um die Salze rauszubekommen. Dazu wurde der Putz in der Synagoge auf eine Höhe von eineinhalb Metern abgeschlagen, verputzt, wieder abgeschlagen und wieder verputzt. All das in Absprache mit dem Bundesdenkmalamt.
Über 200 Detailpläne wurden angefertigt. Herumliegende Teile wie altes Holz etc., mussten archiviert werden. Schließlich haben wir nicht gewusst, ob wir es für Fries oder Türen brauchen können. Es wurde nur so viel Material verwendet, wie notwendig war. Es wurde nichts an Material verschwendet.

Sind Probleme bei der Sanierung aufgetreten bzw. worauf musste besonders geachtet werden?
Schermann:
Bei der Sanierung eines alten Gebäudes kann man keine modernen Baustoffe verwenden. Putz, Mörtel müssen jenen von früher entsprechen. Um der Synagoge als Veranstaltungszentrum für jüdischer Kultur vor allem der heutigen Zeit zu entsprechen, musste modernisiert werden. Als Beheizung haben wir uns für eine Fußbodenheizung entschieden, Infrastruktur, Technik oder EDV ist notwendig, kann man aber nicht einfach in die historischen Gemäuer einstemmen – man würde dadurch vieles zerstören. Die Verkabelungen etc. sind in dem Fußboden verlegt worden.

Wie hat sich die Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt dargestellt?
Mayerhofer:
Wir hatten eine gute Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt. Ein Restaurator hat die Synagoge untersucht. Ich selbst habe mich sehr intensiv mit der jüdischen Geschichte auseinandergesetzt. Antworten auf viele meiner Fragen habe ich im Alten Testament gefunden. Dort ist beispielsweise der salomonische Tempel bis ins kleinste Detail und mit allen Anforderungen beschrieben – auch die Farben oder Anzahl der Leuchten.

Wie lange wurde an der Sanierung gearbeitet?
Schermann
: Man kann sagen, dass wir insgesamt zwei Jahre daran gearbeitet haben, davon 14 Monate reine Bauzeit.

Was war für Sie beide der berührendste Moment im Zuge der Sanierung?
Schermann/Mayerhofer:
Für uns beide war der berührendste Moment eigentlich der Fenstereinbau. Licht wie in 1860 hat den Raum der Synagoge durchflutet. Die Fenster haben sich am Fußboden gespiegelt. Das Gebäude hat aufgeatmet…